8. Mai 2025

Festkundgebung zum 80. Jahrestag der Befreiung: Freiheit, Gleichheit, Solidarität – Die Befreiung vollenden!

„Und die neue Stadt, das ist die Stadt, in der die weisen Männer, die Lehrer und die Minister, nicht lügen, in der die Dichter sich von nichts anderem verführen lassen, als von der Vernunft ihres Herzens, das ist die Stadt, in der die Mütter nicht sterben und die Mädchen keine Syphilis haben, die Stadt, in der es keine Werkstätten für Prothesen und keine Rollstühle gibt, das ist die Stadt, in der der Regen Regen genannt wird und die Sonne Sonne, die Stadt, in der es keine Keller gibt, in denen blaßgesichtige Kinder nachts von Ratten angefressen werden, und in der es keine Dachböden gibt, in denen sich die Väter erhängen, weil die Frauen kein Brot auf den Tisch stellen können, das ist die Stadt, in der die Jünglinge nicht blind und nicht einarmig sind und in der es keine Generäle gibt, das ist die neue, die großartige Stadt, in der sich alle hören und sehn und in der alle verstehn: mon cœur, the night, your heart, the day, der Tag, die Nacht, das Herz.“

(Wolfgang Borchert: Im Mai, im Mai schrie der Kuckuck“, 1947)

Am 8. Mai 1945 beendete die Anti-Hitler-Koalition (Sowjetunion, USA, Großbritannien, Frankreich) mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht den Zweiten Weltkrieg und den faschistischen Terror der Vernichtung und des industriellen Massenmords. Diese Befreiung vor nunmehr 80 Jahren ist Ergebnis der internationalen Solidarität von Antifaschist:innen über die Systemgrenzen hinweg – von Gewerkschafter:innen und Exil-Schriftsteller:innen in den USA, Partisan:innen in fast allen Ländern Europas einschließlich der Sowjetunion, sowie Fluchthelfer:innen und Kriegssaboteur:innen in Deutschland.

Mit dem vollbrachten Ausgang der Menschheit aus dem Rückfall in die Barbarei schöpften humanistische Kräfte weltweit erweitertes Selbstbewusstsein. Zu den 1945 erwirkten Maßstäben für eine neue Qualität der Zivilisationsentwicklung gehören mit besonderer Aktualität: Der in der UN-Charta (1945) festgehaltene Vorrang der Diplomatie und Völkerfreundschaft zum Wohlergehen der Menschheit und zur Beendigung aller militärischen Gewalt; die in der UN-Menschenrechtserklärung (1945) zur Prämisse gemachte Gleichheit aller Menschen an Würde und Rechten; sowie die rechtlich verbrieften sozialen und kulturellen Grundlagen für die souveräne gleichberechtigte Gestaltung der Gesellschaft auf Basis der persönlichen Entfaltung im Grundgesetz (1949) – darunter nicht zuletzt das unbedingte Recht auf Asyl.

Das bewusst gestaltende Eingreifen der Bevölkerung ist wesentlicher Bestandteil der Verwirklichung dieser hoch aktuellen Ansprüche auf ein Leben Aller in Würde und Frieden – in Überwindung rücksichtsloser Profitorientierung, militaristischen Ungeistes und der reaktionären Ideologie der Natürlichkeit von Konkurrenz und Ungleichheit. Zum 80. Jahrestag muss der 8. Mai ein offizieller Feiertag werden: „Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.“ (Esther Bejarano, 2020)

Mit einem ganztägigen Bühnenprogramm auf dem Jungfernstieg widmen wir uns den heute aus der Überwindung des Faschismus zu ziehenden Konsequenzen. Alle sind zum gemeinsamen Lernen, Feiern und Wirken eingeladen.

Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Den 8. Mai zum Feiertag!

Weitere Informationen und das Programm werden in Kürze an dieser Stelle veröffentlicht.